Forderung der Berliner Zahnärzteschaft zum Weltgesundheitstag am 7. April: Zähneputzen in Kitas muss verbindlich werden!
Anlässlich des Weltgesundheitstages am 7. April 2025 fordern Zahnärztekammer (ZÄK) Berlin und Kassenzahnärztliche Vereinigung (KZV) Berlin die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie auf, das tägliche Zähneputzen in Berliner Kindertagesstätten verbindlich einzuführen. Geschehen soll dies über die Aufnahme in das „Berliner Bildungsprogramm für Kitas und Kindertagespflege“, das für alle öffentlich geförderten Kitas gilt. Wie die jüngst veröffentlichte Sechste Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS 6) zeigt, stellen ein niedriger Bildungsstand in der Familie und ein Migrationshintergrund ein besonderes Kariesrisiko für Kinder dar. Das Zähneputzen in Kitas kann prophylaktisch diesen Nachteilen entgegenwirken, so die Berliner Zahnärzteschaft.
Der familiäre Bildungsstand bestimmt das Kariesrisiko
Nach Angaben der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie lebt in Berlin fast jedes vierte Kind in einer auf Grundsicherung angewiesenen Familie. In Deutschland sind 37,6 Prozent (2022) der Kinder und Jugendlichen von Eltern mit niedrigem familiären Bildungsstatus armutsgefährdet, so das Statistische Bundesamt. Die Ergebnisse der DMS 6 unterstreichen nun die Bedeutung der familiären Bildung für die Mundgesundheit von Kindern: Während 66 Prozent der jüngeren Kinder (8-9 Jahre) mit hoher familiärer Bildung kariesfrei sind, gilt das nur für 41 Prozent der jüngeren Kinder aus Familien mit niedriger Bildung. Bei älteren Kindern (12 Jahre) aus Familien mit hohem Bildungstand sind 85 Prozent kariesfrei, aber nur 59 Prozent aus niedrig gebildeten Familien.
12-Jährige aus Familien mit niedrigem Bildungshintergrund haben laut Studie viermal mehr von Karies betroffene Zähne als ältere Kinder aus höher gebildeten Familien. Und kariöse Zähne in der Kindheit korrespondieren mit Zahnlosigkeit im Alter: Ein 65- bis 74-Jähriger mit niedriger familiärer Bildung in der Kindheit hat ein mehr als viermal so hohes Risiko, zahnlos zu werden, als ein Gleichaltriger aus einer Familie mit hoher Bildung.
Auch ein Migrationshintergrund beeinträchtigt die Mundgesundheit
Mehr als jedes zweite Berliner Kind (55,9 Prozent) hatte laut dem Amt für Statistik Berlin-Brandenburg 2022 einen Migrationshintergrund. Aus der DMS 6 geht unter anderem hervor, dass 87,9 Prozent der 12-Jährigen ohne Migrationshintergrund kariesfrei sind, aber nur 52,2 Prozent der 12-Jährigen mit Migrationshintergrund. Und 12-Jährige mit Migrationshintergrund putzen deutlich weniger ihre Zähne als Gleichaltrige ohne Migration. „Somit ist neben der familiären Bildung die Migration ein weiterer Faktor, der die Zahngesundheit von Kindern entscheidend beeinflusst. Auch bei den Auswirkungen auf den Lebensabend, mit zum Beispiel einem deutlich höheren Risiko für Zahnlosigkeit, ist die Migration ein Punkt“, sagt Dr. Andreas Hessberger, Vorstandsvorsitzender der KZV Berlin.
Forderung an die Berliner Gesundheitspolitik
„Zähneputzen sollte in jeder Berliner Kita zum Alltag gehören“, so Dr. Karsten Heegewaldt, Präsident der ZÄK Berlin. „Die Berliner Zahnärzteschaft, KZV und ZÄK Berlin, setzen sich seit Jahren dafür ein, dass Zähneputzen in allen Berliner Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflegestellen ein tägliches Ritual sein muss. Denn insbesondere Kinder, die unter sozial schwierigeren familiären Bedingungen aufwachsen, brauchen außerfamiliäre Förderung. Leider erfolgt dies in vielen Kitas nach wie vor nicht. Wir fordern daher eine verbindliche Aufnahme in das ‚Berliner Bildungsprogramm für Kitas und Kindertagespflege‘!“
Zahnärztin Barbara Plaster, Vizepräsidentin der ZÄK Berlin, ergänzt: „Für Kinder aus Elternhäusern, in denen die Zahngesundheit keinen hohen Stellenwert hat, ist das tägliche Zähneputzen in den Kitas eine wichtige und häufig sogar die einzige Möglichkeit der Zahnpflege. Richtige Zahnpflege muss jedoch gelernt und gelebt werden, denn wie die Studie zeigt, verbleibt bei älteren Kindern mit niedriger familiärer Bildung nach dem Zähneputzen in 62,4 Prozent der Fälle ein Zahnbelag, bei hoher familiärer Bildung sind es nur 47,2 Prozent.“
Zahnputzpflicht in Kitas kann soziale Ungleichheiten abfedern
„Weder Bildung noch Herkunft dürfen über gesunde Zähne von Kindern entscheiden. Daher fordern ZÄK und KZV Berlin die Landespolitik auf, das tägliche Zähneputzen in Kindertagesstätten deutlich verbindlicher auszugestalten. Ein obligatorisches Zähneputzen in Kitas gleicht soziale Nachteile wenigstens teilweise aus, schützt Kinderzähne effektiv vor Karies und legt so die Basis für eine gute, lebenslange Mundgesundheit“, appelliert Dr. Jana Lo Scalzo, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KZV Berlin, angesichts des Weltgesundheitstages und der Ergebnisse der DMS 6.
Quelle: KZV Berlin und Zahnärztekammer Berlin, Pressemitteilung vom 04.04.2025