Zahnärztekammer für Preußen

Königlich Preußische Zahnärztekammer 1912/13 – 1918 /
Zahnärztekammer für Preußen 1918 – 1933

Als am 16. Dezember 1912 die urkundliche Niederschrift zur Errichtung einer Standesvertretung für die Zahnärzte geleistet war, besaßen neben den Ärzten nunmehr auch die Zahnärzte Preußens die Anerkennung als Experten mit gutachterlicher Funktion in ihrem Fachgebiet. Sie erhielten außerdem die Befugnis, ihre Vorstellungen innerhalb ihres Geschäftskreises bei den Behörden vorzubringen sowie Anträge an die Staatsbehörden zu richten. Die erste Wahl zur Zahnärztekammer Preußens fand in der Zeit vom 22. bis 28. Juni 1913 statt.“
Aus: 50 Jahre Zahnärztekammer Berlin / Die Vorgeschichte der Entstehung der Zahnärztekammer Berlin (Seite 21), Autor Dr. Helmut Dohmeier-de Haan

Paragraf 1 der Verordnung über die Einrichtung einer Standesvertretung für Zahnärzte vom 16.12.1912 besagte:

Für das Gebiet Preußens wird eine Zahnärztekammer mit dem Sitz in Berlin errichtet.“

Die Konstituierung der Königlich Preußischen Zahnärztekammer erfolgt am 20.10.1913. Die erste Zahnärztekammer wurde jedoch 1906 in Baden errichtet, nach Preußen 1912 folgten dann erst im Jahre 1925 Würtemberg 1927 dann Bayern.

Damit ist die Zahnärztekammer für Preußen nicht nur die Vorläuferkammer der heutigen Zahnärztekammer Berlin, sondern auch von allen anderen Zahnärztekammern in den heutigen Bundesländern auf dem ehemaligen Gebiet des Königreich Preußen (bis 1918) bzw. des Freistaat Preußen (1918 – 1933 / Landkarte 1918).

Erster Vorsitzender der Zahnärztekammer für Preußen wurde Dr. Adolf Scheele.

In der Zeit der Deutschen Hyperinflation befand sich auch die Kasse der Kammer „in Schwierigkeiten„. Am 30. Juni 1923 wurde der Kammerbeitrag von zuvor 50.000 Mark auf 500.000 Mark angehoben:

Der Bergische Zahnärzteverein aus Wuppertal berichtet aus dieser Zeit in seiner Chronik:

Durch die Inflation ergab sich eine neue, zusätzliche Aufgabe für den Verein: Da bei Sterbefällen die Hinterbliebenen die Bestattungskosten oft nicht aufbringen konnten, wurde am 20. April 1924 eine Alters- und Sterbekasse des Vereins gegründet.

.

Die letzten freien Wahlen zur Zahnärztekammer für Preußen fanden in der Zeit vom 14. bis 21. November 1931 statt… Da es den Nationalsozialisten gelang, vielen Ärzten und Zahnärzten den Machtwechsel als einen Aufbruch in eine bessere Zeit zu vermitteln, indem sie ihnen neue Einigkeit, Würde und Wiederaufstieg versprachen, blickte die Mehrheit der Ärzteschaft mit Optimismus und hohen Erwartungen in die Zukunft. Große Teile der Zahnärzteschaft sahen ihren Wunsch nach Selbstbehauptung, Selbstbestimmung, Selbstdisziplin, Zucht und Ordnung in dem von den Nazis verbreiteten Gedankengut erfüllt, was auch die auffallend große Zahl der Zahnärzte und Ärzte unter den Mitgliedern der NSDAP erklären dürfte. Nach bisherigen Erkenntnissen wurden, zumindest in Großstädten, ca. 50 Prozent der Zahnärzte Mitglieder der NSDAP. Das entsprach in etwa dem Organisationsgrad der Ärzte und lag dennoch weit über der Parteizugehörigkeit in allen anderen freien Berufen. Aus heutiger Sicht scheint es kaum nachvollziehbar, wie verhältnismäßig widerstandslos die gesamten Interessenverbände und freien Gruppen von den Nationalsozialisten in wenigen Monaten zerschlagen bzw. „gleichgeschaltet“ werden konnten.

Als erste zahnärztliche Organisation wurde am 15. März 1933 der Reichsverband Deutscher Krankenkassenzahnärzte (RVK) zwangsweise gleichgeschaltet. Zeitgleich musste auch der Vorstand des Vereins Berliner Krankenkassenzahnärzte zurücktreten.

Nachdem am 24. März 1933 der Reichsverband der Zahnärzte Deutschlands (RvdZD) seinen Vorstand formal der Satzung entsprechend neu gewählt hatte, bevollmächtigte dieser im Mai 1933 den zum „Reichszahnärzteführer“ ernannten Dr. Ernst Stuck zum alleinigen Entscheidungsträger. Bereits am 23. März 1933 hatte sich die Gleichschaltung der Zahnärztekammer für Preußen vollzogen. Deren Vorsitzender, der Breslauer jüdische Zahnarzt Paul Treuenfels, sowie weitere 19 Mitglieder und Stellvertreter der Kammer legten ihre Ämter nieder. Zwölf von diesen 19 zurückgetretenen Mitgliedern bzw. Stellvertretern waren jüdische Zahnärzte aus Berlin. Der gesamte Vorstand wurde durch linientreue Zahnärzte ersetzt, deren neuer geschäftsführender Vorsitzender Dr. Ferdinand Lehm (Göttingen) wurde.

Aus: 50 Jahre Zahnärztekammer Berlin / Die Vorgeschichte der Entstehung der Zahnärztekammer Berlin (Seite 23-25), Autor Dr. Helmut Dohmeier-de Haan

.

Im Gegensatz zu Herrn Dr. Ernst Struck, besteht bei Wikipedia bisher kein Eintrag zu Herrn Dr. Ferdinand Lehm. Zwei andere Quellen berichten über seinen weiteren Werdgang:

Die Ostzone blutete aus. Es verdient, aus einer Grundsatzreflexion von Dr. Erich Müller (Altona) festgehalten zu werden: „Nach der Bildung des BDZ wurde die bis dahin bestehende ‚Flüchtlingsnothilfe der Deutschen Zahnärzte’, die in den Jahren 1945/46 von unserem ‚Flüchtlingsvater’ Kollegen Lehm, Göttingen, gegründet worden war, in das ‚Soziale Hilfswerk der Deutschen Zahnärzte’ umgewandelt. Dieses Hilfswerk, das – wie der Name besagt – zunächst nur Flüchtlinge betreute, hat später unendlich viel Not gelindert. Als es schließlich am 31. März 1958 aufgelöst und die noch vorhandenen Betreuten in die Obhut der Landeszahnärztekammern übergeben wurden, konnte mit Stolz festgestellt werden, dass im Laufe dieser zehn Jahre über drei Millionen D-Mark durch kollegiale Sammlungen notleidenden Kollegen oder deren Angehörigen zugeleitet worden waren. Wichtiger aber als diese materielle Hilfe war die Linderung der seelischen Not, die nur durch Aufrechterhaltung eines persönlichen Kontaktes möglich war. Der Name des vor fünf Jahren verstorbenen Kollegen Ferdinand Lehm wird immer mit dieser wahrhaft sozialen Tat verbunden bleiben“ (zm 1963 Ausgabe 6, Seite 234). Es sind die Unbekannten, die Vergessenen der Verbandsgeschichte.
Quelle: zm 21/2010

.

Neubeginn nach dem 2. Weltkrieg
Nach 10 Jahren Logenverbot und Auflösung und der Beendigung des 2. Weltkrieges am 09. Mai 1945 kamen mit Genehmigung der damaligen britische Militärregierung die übrig gebliebenen einstigen Mitglieder der Göttinger Freimaurerloge ab Juni 1945 erstmals wieder zusammen und wählten den Arzt Dr. Ferdinand Lehm zu ihrem neuen Meister vom Stuhl…. 1958 verstirbt Br. Lehm.
Quelle:  Chronik (Seiten 23/24) der Freimaurerloge „Augusta zum goldenen Zirkel“ in Göttingen

Auch Reichszahnärzteführer Ernst Struck gehörte laut Wikipedia von 1924 – 1927 einer Freimaurerloge an.

Weiterführend: