Wurde eine Chance vertan? Eine Nachlese zur Berliner KZV-Wahl 2010

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Von Karola Hein
Zweite Wahllistenführerein der
vereinigten Wahllisten IUZB/GpZ zur KZV Wahl 2010

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Sicherlich können sich noch viele an den hervorragenden Vortrag von Prof. Dr. Maio vom Institut für Ethik und Geschichte in der Medizin der Universität Freiburg anlässlich der gemeinsamen Fortbildungsveranstaltung von DAZ/IUZB 2008 erinnern.

Gegenstand seines Vortrages waren Moral und Ethik in der Medizin/Zahnmedizin. Gut dargestellt hatte Prof. Dr. Maio, weshalb unser Berufsstand trotz massiver Angriffe seitens der Politik und Medien unverändert den höchsten sozialen Stellenwert in unserer Gesellschaft genießt. Sein eindrücklichstes Argument hierfür war, das es unserem Berufsstand bisher immer gelungen sei, obgleich dieser selbst größtem wirtschaftlichem Druck ausgesetzt ist, bei der Beratung und Behandlung der ihm anvertrauten Patienten der Maxime zu folgen, dass deren gesundheitliches Wohlbefinden oberste Priorität habe und eigene wirtschaftliche Interessen dahinter zurück zu treten haben. Schon an anderer Stelle hatte ich angemerkt, dass wir als Kollegen doch eigentlich untereinander genauso verfahren sollten. Hier sei auch gerne nochmals erwähnt, dass wir nach wie vor ein Standesberuf sind.

Nun, weshalb so eine lange Einleitung? Vielleicht, weil ich die Befürchtung hege, das sonst die berufspolitischen Verhältnisse in der Bundeshauptstadt für Außenstehende kaum noch nachvollziehbar sind. Wie das Ergebnis der Wahl zur VV der KZV Berlin gezeigt hat, auch für die Kollegen vor Ort nicht.

Dargestellt wurde seitens des bisherigen KZV-Vorstands, wie hervorragend doch seine Arbeit in den vergangenen Jahren gewesen sei. Sah man allerdings genau hin, musste man zu einem anderen Schluss kommen. Auch der von der VV gewählte und damit legitimierte Rechnungsprüfungsausschuss der KZV hat in der ablaufenden Amtsperiode, anders als andere Ausschüsse zuvor, sehr genau hingeschaut. Anstatt diesem nun aber für die geleistete Arbeit zu danken, sind dessen Mitglieder u.a. durch den Vorstand zur „Persona non grata“ erklärt worden.

Dem Sinn und Zweck einer Selbstverwaltung hätte es doch gut getan, aufgewiesene Mängel zu beseitigen. Unabhängig von der Frage nach Justiziabilität der Beanstandungen sondern allein der Frage nach Moral und Ethik folgend, hätte vieles geklärt und zum Positiven verändert werden können. Dies alles völlig unaufgeregt und nachhaltig.

Dahinter steht die Auffassung, dass man zuallererst im eigenen Zuständigkeitsbereich klare und korrekte Verhältnisse schaffen muss, ehe man sich Problemen größeren Rahmens zuwenden kann. Die Möglichkeiten unserer Körperschaften, im Außenverhältnis Einfluss nehmen zu können, werden auch und vor allem durch ihre Integrität im Innern bestimmt!

Es ist natürlich nachvollziehbar, dass die Kollegen/innen im alltäglichen Praxisstress, zusätzlich belastet durch den Bürokratismus, keinen „Nerv“ mehr haben, sich aktiv in der Berufspolitik zu engagieren. „Sollen die mal machen – Hauptsache der Laden läuft irgendwie weiter“.

Diese Einstellung kommt denen sehr gelegen, die meinen, dieses generelle Bedürfnis nach existenzieller Sicherheit und Kontinuität, durch eine Mischung aus „Zuckerbrot und Peitsche“ befriedigen zu können. Wenn man zusätzlich die informellen und medialen Machtmittel besitzt, um diejenigen, die auf Mängel hinweisen, zu diskreditieren, entsteht natürlich schnell der Eindruck, diese seien nur Quertreiber und Störer.

Hier sind wir wieder beim Thema Ethik und Moral. Dass diese in Wahlkampfzeiten oft leiden, ist leider eine sehr alte Erfahrung. Und gerechterweise muss man leider auch zugeben, auf bzw. von allen Seiten.

Aber Veränderungen kommen weder von selbst noch über Nacht. Sie sind oft unbequem, sowohl für die, die sie umsetzen müssen, als auch für diejenigen, die sie anmahnen.

Nichtsdestotrotz haben wir die Vision, auch in der Zukunft unseren Beitrag zur Verbesserung der Situation von Kollegen/innen beizutragen. Und dies zum Wohle der gesamten Kollegenschaft und nicht nur für wenige Auserwählte.

Und so bleibt als Moral von der Geschicht: „Aufgeben güldet nicht.“

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