Offene Nachfrage zur Aufgabe von Ewald Harndt als Namensgeber für die Ehrungsmedaille der Zahnärztekammer Berlin K.d.ö.R.
Auf der Delegiertenversammlung der Zahnärztekammer Berlin vom 07. November hat der Vorstand die Delegiertenversammlung darüber informiert, dass es die 2001 unter dem Präsidenten Dr. Bolstorff und den Vizepräsidenten Dr. Gromball eingeführte Ewald-Harndt-Medaille künftig nicht mehr geben wird, dafür gibt es nun den Philipp-Pfaff-Preis.
Angeschafft wurden im Jahr 2001 für 20.000 DM 50 Stück von der KPM Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin GmbH produzierte Medaillen, einschließlich Handbuch über Ewald Harndt, Karton und Urkunde. Verliehen wurden von 2001 bis 2018 davon erst 18 Exemplare, 32 Exemplare im Anschaffungswert von rund 6.500 € stehen demnach noch zur Vefügung.
Der Namenswechsel hat uns verwundert und führte heute zu folgender Nachfrage an den Kammervorstand:
Sehr geehrter Herr Präsident Dr. Heegewaldt,
sehr geehrter Herr Vizepräsident Dr. Dreyer,
sehr geehrter Vorstand,mich hat die Aufgabe von Herrn Ewald Harndt als Namensgeber für die Ehrungsmedaille etwas verwundert. Wenn ich Sie in der letzten Delegiertenversammlung richtig verstanden habe, liegt der Grund dafür darin, dass Ewald Harndt bundesweit wenig bekannt sei. Nun, die Medaille ist ja die Ehrung unserer Berliner Landeskörperschaft und von daher ist es auch angemessen, eine herausragende und verdiente zahnärztliche Landespersönlichkeit als Namensgeber einzusetzen und damit sowohl den Namensgeber, als auch den Medaillenträger zu ehren. Außerdem ist die „Ewald-Harndt-Medaille“ seit 18 Jahren eingeführt. Den Namensgeber zu wechseln macht von daher eigentlich so recht keinen Sinn. Denn sie bedeutet in Umkehr ja auch einen Ehrungsentzug für den bisherigen Namensgeber.
Ich habe daher unseren Herrn xxxxxx gebeten, im Internet über Ewaldt Harndt zu recherchieren. Anliegend erhalten Sie sein Ergebnis, mit mir bisher unbekannten Sachverhalten. Eine Bewertung möchte ich hierbei nicht vornehmen, dies ist vorrangig Aufgabe von Historikern.
Meine Fragen an Sie:
- Liegen Ihnen bzw. der Kammer über seine NS Vergangenheit weitere ergänzende und sogar neuere Erkenntnisse vor?
- Beschäftigt sich derzeit jemand wissenschaftlich mit Ewald Harndt?
- Können Sie mir bitte per eMail eine Ausgabe des Begleitheftes zur Medaille schicken?
- Hat der jetzige Wechsel des Namensgebers für die Ehrenmedaille der Zahnärztekammer Berlin etwas mit der Biografie von Ewald Harndt in der Zeit des Nationalsozialismus von 1933-1945 zu tun?
Mit freundlichen und kollegialen Grüßen
Gerhard Gneist
Delegierter
1. Vorsitzender IUZB e.V.
Ewald-Harndt – Heutiges Rechercheergebnis über NS Vergangenheit
Seine Mitgliedschaften in NS Organisationen (NS-Ärztebund, NS-Dozentenbund und Sanitärkorps NSKK und NSDAP (wo er sich jedoch an einen Aufnahmeantrag nicht entsinnnen konnte) sind offensichtlich nicht neu.
Sie wurden ihm 1968 vorgeworfen und er hat sich dazu erklärt. Im Kern waren es nach seiner Erklärung eine Art Schutzmitgliedschaften, weil er verfolgt wurde.
Eine SA Mitgliedschaft hingegen hatte er bestritten. „Ihm sei in einem sogenannten Dozentenlager das SA-Sporabzeichen verliehen worden.“
Bei Wikipedia und auf der Webseite der FU Berlin werden die ganzen Mitgliedschaften aber nicht erwähnt.
In einem Dokument von L. Lammertink aus dem Jahr 2018 taucht nochmal auf, dass er auch SA Mitglied war. Quelle soll sein:
- Nick THOMAS, Protest movements in 1960s West Germany: a social history of dissent and democracy (Oxford and New York 2003), Seite 134
ISBN 978-1-85973-650-0
Diese Quelle habe ich nicht gefunden.
Hier ist die Frage, über welche Quelle Herr Thomas verfügt!? Wiederholung alter (von Harndt bestrittener) Vorwürfe oder neue Erkenntnisse?
Hier steht Harndt jedenfalls nicht drin.- Der Ewald-Harndt-Medaille ist ein 39 Seiten umfassendes Begleitheft mit dem wissenschaftlichen Schaffen, biografischen Notizen und Bemerkungen zu Ewald Harndt beigelegt.
Das Begleitheft der Zahnärztekammer Berlin habe ich auch nicht gefunden!Herzliche Grüße
xxx xxxxxx
09.11.2019Anlage: 11 Fundstellenquellen „gelb markiert“:
- 18.11.1967 – DIE WELT: „Wille zur Zusammenarbeit muß auf beiden Seiten vorhanden sein“
- 02.02.1968 – BZ Berlin: „Kommt es zum offenen Bruch an der Freien Universität?“
- 23.11.1968 – DIE WELT: „Ich habe nichts zu verbergen“
- 25.11.1968 – BZ Berlin: „Der werfe den ersten Stein“
- 1999 – BIFFF Berlin: „“Freireligiösen“-Immobilien Prenzlauer Berg, Pappelallee 15-17″
- 2000 – Heiner Fangerau: Dissertation Ruhr-Universität „Das Standardwerk zur menschlichen Erblichkeitslehre und Rassenhygiene von Erwin Baur, Eugen Fischer und Fritz Lenz im Spiegel der zeitgenössischen Rezensionsliteratur 1921-1941“
- 2006 – Gerold Rüdiger Heckert: Dissertation Justus-Liebig-Universität „Odontologie im Numismatischen Spiegel“
- 2016 – Manfred Vigna: Dissertation Universität Kassel „Rassenhygienische Inhalte im „Zentralblatt für die gesamte Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde“ (1936-1945)“
- 2018 – Lenna Lammertink, Utrecht University: „Socialist solidarity in the German-German reality“
- 08.11.2019 – Wikipdia: „Ewald Harndt“
- 08.11.2019 – FU Berlin: „Ewald Harndt“
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Nachtrag zu 5 – Weitere Quellenfunde:
- 2004 Christian G. Langebach, Fernuniversität Hagen, Magisterarbeit „Freireligiöse Gemeinden im Nationalsozialismus“
- Seite 24 unter der Randnummer 67 genannt
„Dies geht aus einem Brief von Ewald Harndt an die Staatspolizei vom 12. November 1934 hervor„.
Ewald Harndt wird auf - Die alten Vereinsakten der früheren „Freireligiösen Gemeinde Berlin“ bzw. der „Gemeinde deutschen Glaubens“ befinden sich wohl im Landesarchiv Berlin.
Möglicherweise könnte die Sichtung der Vereinsakten unter Fokussierung auf Ewald Harndt ergänzende Erkenntnisse über ihn bringen.
xxx xxxxxx/ 28.11.2019