Weckruf: „Die AfD in unserem Berufsstand“
Die AfD in unserem Berufsstand
Erst kürzlich wurde bei einem Bürgerdialog mit Angela Merkel von einem AfD-Politiker unterstellt, die Kanzlerin habe Deutschland in eine Diktatur geführt. Als AfDler könne man seine Meinung nicht frei sagen. Frau Merkel stellte dazu fest, er säße doch hier in Reihe eins und sei mit seiner Frage nicht gefährdet. Das ist eine ebenso klare wie wahre Einlassung zu einer Behauptung, die an Lächerlichkeit und Dummheit kaum zu überbieten ist.
Wie kommt es aber, dass mindestens zwei Berliner Kollegen, der eine Bezirksvorsitzende der AfD in Lichtenberg, der andere Mitglied der Fraktion der AfD im Berliner Abgeordnetenhaus, immer noch die Positionen dieser Partei vertreten? Es kann doch nicht sein, dass man den Aussagen einer Frau v. Storch, einer Frau Weidel oder denen der Herren Gauland, Kalbitz und vor allen Dingen denen von Herrn Höcke kritiklos folgt! Von beiden habe ich nie eine Distanzierung gehört, eher die berüchtigten Worte: „das wird man doch noch sagen dürfen…“ Einer der beiden war sogar Vorsitzender unserer Vertreterversammlung von 2010 bis 2016. Sein Weltbild war allerdings bei seiner Wahl noch nicht bekannt. Der andere war lange Mitglied in der DV der Berliner Zahnärztekammer und sogar im Vorstand des Berliner FVDZ. Von beiden sollte man also zumindest ein gewisses intellektuelles Niveau erwarten. Diese Erwartung erfüllte sich bisher leider nicht.
Das und die Sprüche der AfD erinnert an ein Zitat von Albert Einstein: „Die Dummheit der Menschen und das Universum sind unendlich. Beim Universum bin ich mir aber noch nicht sicher.“
Mit der AfD, speziell mit dem sog. „Flügel“, ist braunes, rechtsradikales Gedankengut wieder populär geworden. Aber schon unser Berufsbild als Zahnärzte, unser Berufsethos verpflichtet uns zu Toleranz anderen Menschen gegenüber, gleich welcher Herkunft und welcher Hautfarbe. Wer diese Toleranz nicht achtet, wer Hass, Misstrauen und Ängste gegen diese Menschen schürt, kann nicht unser Verbündeter sein!
„Das wird man ja noch sagen dürfen…“, ja, darf man, aber dann muss auch dementsprechende Kritik und heftigster Widerspruch von Seiten unserer Verbände kommen. Mit diesen Kollegen will ich jedenfalls nichts mehr zu tun haben und mit einer Partei, die Rechtsradikalen und Extremisten in den eigenen Reihen nicht Einhalt gebietet, erst recht nicht!
Dr. Jörg-Peter Husemann
Quelle: Berliner Zahnärzte Zeitung, Ausgabe 09/10 2019, Seite 11
Herr Dr. Husemann ist stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KZV Berlin und dort u.a. für das Ressort „Öffentlichkeitsarbeit“ zuständig.
Trotz unserer Kritik,
- die IUZB teilt diesen Weckruf!
Gerhard Gneist
– Vertreter KZV Berlin
– Delegierter ZÄK Berlin
– 1. Vorsitzender IUZB e.V.