Lieber Kollege Meyer,

zunächst einmal einen ehrlichen und herzlichen Dank dafür, dass Sie nun das Verfassen der Leitartikel in Ihrer Verbandszeitung übernommen haben. Ihr Text* liest sich gut und flüssig, man versteht was Sie ausdrücken wollen – der Leser merkt gleich, hier ist der Presseverantwortliche der KZV als Profi am Werke. Dagegen verursachten die verbalen Ergüsse Ihrer Vorgänger (A. M. R. / W. K. ) während deren Lektüre migräneartige Kopfschmerzen oder unkontrollierbare Lachanfälle. Insofern ist Ihr Artikel ein qualitativer Quantensprung!

Inhaltlich hält Ihr Artikel leider nicht das, was Ihre „flotte Schreibe“ zunächst verspricht. Natürlich verwundert es nicht, wenn in einer Verbandszeitung unkritisch mit dem „eigenen Laden“ umgegangen wird. In Ihrem Text schaffen Sie es sogar 9 (!!) ihrer Verbandsmitglieder namentlich zu nennen und für ihr tolles Engagement zu danken. Diese „ultimative Lobhudelei“ schmälert den Lesegenuß etwas, denn die Genannten sind hohe Funktionsträger, die einfach nur das tun, wofür sie (insb. von Ihnen) gewählt wurden und, Sie sprechen es in Ihrem Artikel selbst an, später auch u.a. ordentliche Übergangsgelder erhalten sollen/werden.

Ihre Behauptung über die HVM Zinsbelastung, „Mit der Entscheidung, nur die Widerspruch führenden Zahnärzte mit den Zinsen zu belasten, hatte der Vorstand der KZV im Übrigen nichts zu tun.“ ist falsch. Das Protokoll der Vertreterversammlung vom 21. Oktober 2002 belegt, dass die Zinsumlage auf Antrag des Vorstandes von der Vertreterversammlung gebilligt wurde und dass sogar Kollege Husemann persönlich die Vertreterversammlung um Zustimmung für diesen Antrag gebeten hatte. Eine Frage aus der Reihe der damaligen Opposition „ob bzgl. dieses Antrages in den geführten Gesprächen mit den Gruppierungen ein Konsens gefunden worden sei“ beantwortete Husemann dahingehend, „dass er über die doch sehr diskret geführten Gespräche keine Aussage machen möchte.“, was auch die Federführung des Kollegen Husemann belegt.

Husemann, lieber Kollege Meyer, war 2002 KZV Vorsitzender und war der, der zusammen mit Dr. Pochhammer, Ihretwegen mit Intransparenz und Falschaussage glänzte.

Sicherlich ist Ihnen in diesem Zusammenhang daher auch daran gelegen, Ihre sehr persönliche Dankbarkeit und Loyalität gegenüber Ihren Verbandskollegen Husemann und Pochhammer zum Ausdruck zu bringen. Wie wir wissen, haben sich diese Herren in der (Ihrer) Notdienst-Vivantes-Affäre nicht gescheut, die Vertreterversammlung wiederholt zu Ihren Gunsten und dreist zu belügen. Nur so war es möglich, dass ein dicker Batzen Notdiensthonorar auf wundersame Weise entgegen der gemeinsamen Beteuerung nicht auf dem Konto der Vivantes GmbH sondern in den Taschen des Kollegen M. (also Ihren) gelandet ist.

Insgesamt wäre es doch sachgerechter, wenn Sie und Ihr Verband nicht immer nur in Ihrem „eigenen Machterhalt-Süppchen herumkochen“ und von Ihrem Egotripp herunter kommen würden, sondern auch den kollegialen Kontakt zu ggf. Andersdenkenden suchen und einen ergebnisoffenen Dialog führen würden. Dem könnten Sie z.B durch eine offene Kommentarfunktion auf Ihrer Verbandsseite oder den Miteinbezug von anderen Gruppierungen in wichtige Ausschüssen Rechnung tragen. Viele gute Ideen finden sich eben erst, wenn das Thema im Vorfeld auch kontrovers diskutiert wurde. Wer heute noch der Meinung ist, dass nur er ganz allein das Primat des Allwissens besitzt und die „Weisheit mit Löffeln gefressen hat“, hat garnichts verstanden und wird Nichts weiter voranbringen. Auch wenn man kein großer Fan von Herbert Wehner ist, so sei er doch hier zitiert „niemand weiß allein so viel, wie wir alle zusammen“. Das einer solchen Auseinandersetzung innewohnende Potenzial haben unsere Väter und Großväter erkannt und deshalb die Grundprinzipien der demokratischen Teilhabe am Meinungsbildungsprozess und der Mehrheitenkontrolle entwickelt (u.a. die Spiegelbildlichkeit).

Diese sollte man vorbehaltlos und umfassend umsetzen, nicht selektiv nur da, wo man ein „Deckmäntelchen“ für unpopuläre Massnahmen für hilfreich hält. Es könnte sonst der Eindruck entstehen, dass Sie in Ihrer Lehrzeit doch etwas zuviel Blockflöten-Mentalität inhaliert haben. Nein Herr Kollege, das werden Sie mit uns nicht erleben. Dennoch, wir freuen uns auf Ihren nächsten Artikel…

Mit herzlichem kollegialen Gruß

Ihre IUZB

 

 

* Leitartikel „Rechtswidrigkeit, Rechtsunsicherheit, Intransparenz und Falschbehauptung“
BZZ, Ausgabe 1/2014
von Herrn Dr. Jörg Meyer
2. Vorsitzender des Verbandes der Zahnärzte von Berlin
Referent des Vorstandes für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit KZV Berlin
Stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsausschuss des VZB