VmF: Nächste Protestaktion in Berlin – zur Situation der MFA und ZFA

Motto: „ZFA im Nebel“

Am 26. Januar 2022 vor dem Brandenburger Tor und dem Bundesgesundheitsministerium

Am nächsten Mittwoch geht es weiter: Der Verband medizinischer Fachberufe e.V. plant am 26.01.2022 ab 13.15 Uhr erneut eine Protestaktion am Brandenburger Tor in Berlin.

„Auch wenn es schwache Signale zu Bonuszahlungen aus dem Bundesministerium für Gesundheit gibt, haben wir unser Ziel noch nicht erreicht“, erklärt Hannelore König, Präsidentin des Verbandes medizinischer Fachberufe e.V.

MFA sind seit Beginn der Pandemie die ersten Kontaktpersonen und versorgten bereits in den ersten Wellen an der Seite der Ärztinnen und Ärzte mehr als 90 Prozent der COVID-19-Patienten. Mit der Omikronwelle droht nun eine noch stärkere Belastung des niedergelassenen Bereichs, weil der möglicherweise „mildere“ Krankheitsverlauf verbunden mit einer wesentlich höheren Infektiosität die Zahl der COVID-Patientinnen und –Patienten im ambulanten Gesundheitswesen nochmals stark ansteigen lassen wird.

„Viele MFA sind restlos ausgelaugt“, so Hannelore König weiter „Seit Beginn der Pandemie hatten sie keine Zeit, um die eigenen Ressourcen aufzufüllen. Selbst in den Zeiten mit sinkenden Inzidenzen waren sie gefordert, um direkt oder in der Vor- und Nachbereitung der inzwischen mehr als 77 Millionen Corona-Impfungen mitzuwirken. Damit verbunden ist immer wieder extremer Stress durch Änderungen bei den Impfempfehlungen, Liefermengen und beim Genesenen-Status sowie eine ständig aggressiver werdende Stimmung in der Bevölkerung, die häufig am Empfang oder Telefon einer Praxis abgeladen wurde und wird. Aktuell müssen sie erneut die Überlastung der Gesundheitsämter auffangen und Fragen der Betroffenen zur Quarantäne und Isolation beantworten. Auch dabei ist kein Ende in Sicht.“

Bereits vor der Pandemie war die Stimmung unter den MFA wenig optimistisch. Das zeigte eine Stress-Umfrage der Universität Düsseldorf. Mittlerweile ist sie ganz auf dem Tiefpunkt angekommen.

„Es besteht ein Fachkräftemangel bei den MFA. Viele halten nur noch durch, weil sie ihre Kolleginnen und Kollegen nicht im Stich lassen wollen. Doch am Ende dieser Pandemie wird es definitiv nicht mehr ausreichend MFA geben, damit die Arztpraxen die normale ambulante Versorgung absichern können“, ist Hannelore König sicher und fordert, dass die Wertschätzung und Bezahlung der MFA unbedingt verbessert werden muss. Sie verlangt, dass bereits bei den Honorarverhandlungen zwischen Krankenkassen und Kassenärztlichen Vereinigungen die zeitnahe Gegenfinanzierung der Tarifsteigerung und eine Tarifbindung festgelegt werden muss.

Am nächsten Mittwoch wird der Protest zudem auf die 200.000 Zahnmedizinischen Fachangestellten (ZFA) ausgeweitet. „Auch sie sind heimliche Heldinnen und Helden im Gesundheitswesen. Sie arbeiten in der Behandlungsassistenz und Paradontitis-Therapie, bei chirurgischen Eingriffen und in der Prophylaxe im Sprühnebel direkt am Patienten“, erinnert Hannelore König an eine weitere vergessene Berufsgruppe. „Die Arbeitsbelastung bei den ZFA ist durch die verstärkten Hygiene- und Arbeitsschutzmaßnahmen deutlich gestiegen, der Stressfaktor durch die Pandemie, die vielen Terminverschiebungen und das veränderte Patientenverhalten sehr hoch. ZFA sind an der Seite der Zahnärzteschaft der Garant für die ambulante zahnärztliche Versorgung und wie die MFA unverzichtbar und werden von der Öffentlichkeit und den Verantwortlichen in der Politik nicht gesehen.“

Da es keinen bundesweiten Tarifvertrag gibt, stehen sie auch bezüglich ihrer Gehälter im Trüben. „Wir haben daher bewusst „ZFA im Nebel“ als Motto für die Protestkation ausgewählt“ sagt Sylvia Gabel, Referatsleitung für Zahnmedizinische Fachangestellte im Verband medizinischer Fachberufe e.V.

Der Verband medizinischer Fachberufe e.V. hat MFA bzw. Arzthelfer*innen sowie ZFA bzw. Zahnarzthelfer*innen und deren Arbeitgeber*innen aus Berlin und Umgebung aufgerufen, die Aktion vor Ort aktiv zu unterstützen – sofern die ambulante Versorgung der Patient*innen dies zulässt.

Es werden außerdem Protestbriefe gesammelt und im Bundesgesundheitsministerium abgegeben. Diese Briefe und Statements können auch auf

nachgelesen werden. Ein Blick in die Schreiben zeigt, wie verzweifelt viele Beschäftigte in den niedergelassenen Praxen bereits sind.

Quelle: Verband medizinischer Fachberufe e.V., Pressemitteilung vom 20.01.2021