TU Berlin: Private Besuche treiben das Infektionsgeschehen

Mitteilung der TU Berlin vom 22.03.2021:

Die dritte Welle der Corona-Pandemie wird im Ergebnis zu deutlich höheren Inzidenzen führen als die zweite Welle, davon sind die Wissenschaftler*innen aus dem Fachgebiet Verkehrssystemplanung und Verkehrstelematik von Prof. Dr. Kai Nagel an der TU Berlin überzeugt. Daran wird auch eine potenzielle Notbremse, wie sie eventuell am 22. März 2021 in der Bund-Länder-Konferenz entschieden wird, nichts mehr ändern. Seit Mitte des Jahres 2020 nutzt das Team seine Daten aus der Verkehrsplanung, um ein neu entwickeltes Modell zur Ausbreitung des Coronavirus unter verschiedenen Annahmen zu modellieren. Die Ergebnisse werden regelmäßig mit den Regierungen des Bundes und der Länder geteilt.

Das fortschreitende Impfprogramm und auch das wärmere Wetter können an dieser Prognose nichts ändern. „Bei Fortsetzung des derzeitigen Impftempos werden Mitte April knapp 15 Prozent der Bevölkerung mindestens eine Erstimpfung haben. Das senkt den R-Wert ungefähr um 15 Prozent und ist damit deutlich zu wenig, um die durch die Virus-Variante B.1.1.7 verursachte Erhöhung des R-Wertes um 35 bis 70 Prozent auszugleichen. Selbst eine 50-prozentige Erhöhung des Impftempos ab 1. April 2021 würde daran nichts mehr ändern. Wir gehen also mit schlechteren Voraussetzungen als 2020 in die wärmere Jahreszeit“, summiert Kai Nagel. Die Reproduktionszahl (R) bezeichnet dabei die Anzahl der Menschen, die im Durchschnitt von einer Corona-positiven Person angesteckt werden.

Die Simulationen zeigen deutlich: Infektionen finden praktisch nur in Innenräumen in den Bereichen eigener Haushalt, private Besuche, Arbeit und Schule statt, wenn es dort zu länger andauernden und ungeschützten Kontakten – also ohne Maske – kommt. „Unsere Berechnungen ergeben, dass es effektiver ist, alleBereiche zu beteiligen, als in einem einzelnen Bereich weitere Schutzmaßnahmen hinzuzufügen. Zum Beispiel hat nach der Einführung der Maskenpflicht im Einzelhandel die vollständige Schließung nicht-essenzieller Geschäfte kaum zusätzliche Wirkung“, so Kai Nagel.

Eindeutig konnten die Wissenschaftler*innen feststellen, dass Bereiche, in denen ungeschützte Kontakte in Innenräumen weiterhin möglich sind, dramatisch zum Infektionsgeschehen beitragen und den R-Wert deutlich über 1 treiben.

Ihre Prognosen erstellen die Wissenschaftler*innen anhand eines speziell entwickelten agenten-basierten Modells. Dieses verfügt für jeden einzelnen Wochentag für alle Personen über eine Simulation, wann, wo und wie sie sich bewegt, wo sie sich aufhält und welche Aktivitäten sie dort ausführt. Verschiedene Parameter des Modells simulieren die zur Verfügung stehenden Maßnahmen und können über den Verlauf der Zeit variiert und der Realität angepasst werden.

Weiterführende Informationen

Erfahren Sie mehr über die neuen Simulationen in unserer Pressemitteilung vom 22. März 2021

 

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