Offener (Hilferuf)Brief eines Zahnarztes aus Sachsen in Sachen Telematik

Uns erreicht folgender Offene Brief, welchen wir hiermit gerne allen zur Kenntnis geben. Die Firmennamen haben wir aus rechtlichen Gründen entfernt:

 

Offener Brief an die Landeszahnärztekammer Sachsen, an die Kassenzahnärztliche Vereinigung Sachsen,

an alle kritischen Kollegen in Sachsen und ganz Deutschland

und an die verantwortlichen Landes- und Bundespolitiker

 

Thema: Telematikinfrastruktur, e-Health-Upgrade, elektronischer Heilberufs-Ausweis (eHBA),

Digitalisierung um jeden Preis? 

 

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

jetzt ist das Maß voll! Ich muss mich nun endlich an die Öffentlichkeit wenden! Ich kann nicht mehr!

Sollte ich wirklich der einzige Zahnarzt in Sachsen sein, der sich kritisch zu obigen Themen äußert.

Warum liest und hört man keine kritischen Stimmen von der KZV-Sachsen oder aus der Landeszahnärztekammer?

Wo ist der Widerstand der Kollegen? Wo sind die Beschwerden im Zahnärzteblatt?

 

Ich betreibe seit über 25 Jahren meine Praxis in Gornau. Ich bin stets bemüht, meine Patienten optimal zu behandeln.

Der Begriff “Freiberufler” trifft für uns Zahnärzte mit Kassenzulassung leider schon lange nicht mehr zu.

Sich ständig verändernde gesetzliche Vorgaben und Bestimmungen (angeblich zum Wohle der Patienten), zunehmende Bürokratie und nun noch die Telematikinfrastrukur rauben unendlich viel Kraft und Zeit, die man eigentlich für die Behandlung seiner Patienten benötigt.

 

Vor knapp drei Jahren haben wir unserer Praxis an die Telematikinfrastruktur angeschlossen.

Seit 2018 kostet uns dieser Wahnsinn bis zum heutigen Tage unglaublich viel Zeit, Nerven und Geld.

Von Firma 1 (Name entfernt) verkauft, von Firma2  (Name entfernt) installiert und dann allein gelassen!

Bei technischen Problemen gibt es keine direkte bzw. schnelle Hilfe, nur schwer erreichbare Hot-Lines!

Dieser ganze Telematik-Wahn verursacht nur Aufwand und Kosten, bringt weder für die Praxen noch für die Patienten irgendwelche Verbesserungen, eröffnet aber der Überwachung Tür und Tor!

Es handelt sich um staatliche Zwangsmaßnahmen unter Androhung von Honorarkürzungen!

 

Im Sommer 2020 kam das e-Health-Upgrade für Konnektor und Kartenterminal.

Kosten: über 500,- EUR.

Zeitaufwand: ungeplant mindestens drei Stunden, weil Aktualisierung des Kartenterminals ohne technische Hilfe unmöglich.

Wiederum keinerlei Verbesserung für Praxis und Patienten!

 

Der eHBA-Zahnarztausweis setzt dem ganzen derzeit die Krone auf.

Kosten: 134,00 EUR (bei Firma / Name entfernt).

Schon die Beantragung war wieder sehr umständlich und zeitaufwendig!

Nach einem Vieteljahr endlich geliefert, muß man diesen nun nur noch “in Betrieb nehmen”.

“Persönliche Pins setzen” und “Heilberufsausweis freischalten”, Anleitung liegt bei!

Ich habe mich exakt an diese Anleitung gehalten.

Das Ergebnis: Dreimal Fehlermeldung “PIN unzulässig/fehlerhaft” (oder so ähnlich).

Folge: “Ausweis unwiederbringlich gesperrt”.

Anruf bei Firma-Hotline: “Ausweis ist jetzt Schrott! Neu beantragen! Wieder 134,00 EUR! In Betrieb nehmen nur durch Techniker!” Aber woher soll der kommen (Firma1, Firma2 oder Firma3 oder ….) und wer bezahlt ihn?

Zwei vergebliche Stunden in der Praxis am 30.12.2020 (eigentlich Urlaub!) für nichts und wieder nichts!

Ergebnis:

  1. Mit den Nerven total am Ende und mit Tränen in den Augen nach Hause gefahren.

Was ist hier los?

  1. Dieser Notruf an Kollegen, Kammer und KZV (Die Mail an letztere ist eben raus.)

 

Liebe Kollegen, wo seid ihr?

Laßt uns endlich etwas dagegen tun!

 

Bitte nicht nur zur Kenntnis nehmen, sondern unbedingt weiter verbreiten!

 

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Tilo Koch, Gornau