Empfehlung der DGKH: Viruzides Gurgeln und viruzider Nasenspray

Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) vom 07.12.2020:

Zur Prävention von COVID-19 müssen alle infrage kommenden hygienischen Präventionsmaßnahmen ausgeschöpft werden, um insbesondere das medizinische Personal, aber auch die übrige Bevölkerung zu schützen. Da ein großer Teil der Infizierten das Virus bereits vor Auftreten erster Symptome freisetzt, sind vor allem Schutzmaßnahmen sinnvoll, die die Viruslast an den Eintrittspforten reduzieren, da die Wahrscheinlichkeit einer Infektion mit der Exposition zunimmt und die anfängliche Viruslast Einfluss auf den Schweregrad der Infektion hat.

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Nachfrage ZA Jurkat vom 14.12.2020:

Mit Interesse habe ich Ihre Empfehlungen zum viruzidem Gurgeln gelesen.
Was ich nicht ganz verstehe: Das befallene Epithel repliziert doch SARS-COV-2. Sind da nicht in kurzer Zeit wieder neue Viren vorhanden?
Oder ist die Replikation so langsam (z.B. umfangreiche Zahnbehandlung eine Stunde), das hier keine neue Viruslast entsteht.
Oder mal ganz einfach gefragt: Welche Replikationszeit ist anzunehmen?

Antwort DGKH vom 15.12.2020:

Danke für Ihre Frage. Sie nennen zurecht die Limitationen des Verfahrens, durch viruzides Gurgeln bzw. Mundspülung einen anhaltenden Effekt zu erzeugen.
Zur Beantwortung dieser Frage müssten in vivo Studienergebnisse vorliegen, die es aktuell nicht gibt.
Die Empfehlungsstärke wird somit geringer, wenn man jenseits einer einmaligen Anwendung z. B. bei zahnärztlicher oder HNO-ärztlicher Behandlung langanhaltende Effekte erhofft. Hier kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur das „mehrmalige“ Gurgeln empfohlen werden, ohne dass das quantitativ exakt beziffert werden kann.
Wenn wir streng nach Graduierungs-Kategorien bewerten würden, wäre die Empfehlung zum viruziden Mundspülen/Gurgeln eine Kategorie II Empfehlung nach KRINKO.
Da es sich um eine zusätzliche Schutzmaßnahme handelt, die die anderen Maßnahmen nicht ersetzt, und es keine relevanten Nebenwirkungen gibt, kann man aktuell nur argumentieren, dass es wegen hoher Plausibilität in Folge der in vitro Daten und der Analogie zu klinischen Daten bei anderen Virusinfektionen sehr wahrscheinlich nutzt ohne zu schaden. Sollte es in vivo Daten geben, was in Arbeit ist, wird man mit höherer Evidenz eine bessere Empfehlungsstärke erreichen.